Die Erde berühren oder wie wir uns mit wieder mit den mikrobischen Vorfahren verbinden

EVENT // WORKSHOP BY ELLA VON DER HAIDE// 08. DECEMBER 2023 JATIWANGI // JATIWANGI ART FACTORY // WRITTEN BY ELLA VON DER HAIDE

Am letzten Tag unseres dreiwöchigen Aufenthalts  in der Jatiwangi Art Factory lud ich (Ella von der Haie) zu einem  einen Spaziergang mit vier Perhutana-Künstler*innen aus Jatiwangi. An verschiedenen Orten auf dem Perhutana Grundstück berührten, rochen und betrachteten den Boden und die bereits dort wachsenden Pflanzen. Unser Ziel war es, die Rolle des lebendigen Bodens für das Wachstum von Pflanzen im Allgemeinen und insbesondere der Bäume zu verstehen, die hier in den kommenden Jahren gepflanzt werden sollen. Wir trafen auf die lokalen Mikroorganismen, Pilze, Würmer usw. Wir versuchten herauszufinden, wo sie bereits gedeihen und wo nicht so sehr und warum. Wir wollten verstehen, was getan werden könnte, um Mikroorganismen zurück in ausgelaugte Böden zu locken, um mehr Humus und Bodenaggregate zu schaffen, damit die Bäume im zukünftigen Perhutana-Projekt in den immer länger werdenden Trockenzeiten wachsen und überleben könnten.

Während unseres Spaziergangs stellten wir fest, dass der Boden in einigen Reisfeldern sehr verdichtet und hart war, sodass keine Luft eindringen konnte. Der Boden in diesen Bereichen müsste mit Maschinen und Werkzeugen bearbeitet und Dünger hinzugefügt werden, um etwas wachsen zu lassen, denn ohne Luft leben keine Mikroorganismen im Boden, und Nährstoffe sind selten verfügbar.

Wir sahen, dass in brachliegenden Ecken des Feldes bereits einige reparierende/heilende Unkräuter angefangen hatten zu wachsen. Die „Natur“ versuchte, die karge Erde zu bedecken, um die Nährstoffe davor zu bewahren, ausgewaschen zu werden, und schuf Schatten für die UV-empfindlichen Mikroorganismen. Und wir waren froh zu sehen, dass am Rand des Feldes, in der Nähe der Flüsse, unter dem Bambus bereits, auch nach einer sehr heißen und langen Trockenzeit im Jahr 2023, einige Stellen existierten, an denen weiße Pilze damit beschäftigt waren, gefallene Bambusblätter und Äste zu kompostieren und zu zersetzen, um Humus zu bilden. Der Boden dort war feucht und hatte eine krümelige Struktur; es war ein perfektes Beispiel, um durch Berührung des feuchten Bodens zu erleben, wie Mikroorganismen Bodenaggregate aus den dicht gepackten Tonpartikeln herstellen, die so wichtig sind für die Herstellung wasserdichter Dachziegel. Diese Bodenaggregate, auch Ton-Humus-Komplexe genannt, sind wie kleine Schwämme, die große Mengen Wasser halten, Überflutungen verhindern und viel später austrocknen lassen, sie schaffen ein feuchtes, aber belüftetes Mikroklima, sie fixieren Nährstoffe selbst bei starken tropischen Regenstürmen, sie binden CO2 aus der Luft und ermöglichen es den Wurzeln von Pflanzen, zu wachsen und genau die richtige Menge an Mineralien zu finden, und gleichzeitig sind diese Aggregate der perfekte Lebensraum für weitere Mikroorganismen.

Es erfüllt mich immer mit Ehrfurcht, wie diese unsichtbaren, sehr alten Wesen eine Umgebung schaffen, die gut für sie ist, und gleichzeitig auch für uns sorgen, indem sie einen guten Lebensraum für uns Menschen sowie alle anderen Lebewesen schaffen.

Die Entdeckung der vielfältigen Prozesse, die bereits in den Perhutana-Feldern existierten, führte uns zu mehreren Ideen, wie sich die Perhutana-Verwalter um das Bodenmikrobiom kümmern könnten. Als ersten Schritt widmeten die Verwalter ein Stück des Feldes, um es brachliegen zu lassen. Die Idee ist es herauszufinden, was die „Natur“ tun wird, um den Boden zu reparieren und Leben zurückzubringen. Es ist ein Experiment, um die lokale Vegetation kennenzulernen. Aus einem solchen Beispiel kann viel darüber gelernt werden, welche Samen noch im Boden sind, welche Vegetation das Mikroklima an diesem Ort mag und in welcher Reihenfolge sich Bäume wieder etablieren würden. Es ist auch eine gute Lektion zu lernen, dass menschliches Handeln nicht immer erforderlich ist und dass es viel Weisheit in den natürlichen Prozessen gibt, von denen wir lernen können.

Ein weiterer Vorschlag war, Biomasse aus den umliegenden Gebieten und dem Dorf zu sammeln. Die Menschen in Jatiwangi könnten eingeladen werden, organische Materialien von Küchenabfällen bis hin zu Baumschnitten zu bringen, um die Mikroben im Boden zu ernähren.

Eine weitere Idee war, mehr Bambus an den Rändern zu pflanzen.

Ein Vorschlag war, die erhöhten Pfade über die Felder zu verbreitern und sie das ganze Jahr über mit einer Vielzahl von essbaren Pflanzen zu bepflanzen, damit die Mikroben in den Trockenzeiten Rückzugsorte hätten und die Menschen etwas zu betrachten hätten, wenn sie über das Feld wanderten.

Wir beendeten unseren Spaziergang, indem wir die Samen von der Tunas Nusa Foundation pflanzten.

Nach diesen Stunden aufmerksamen Zuhörens des Bodens auf den Perhutana-Feldern fühle ich mich sehr mit diesem Land verbunden. Ich sende all meine besten Gedanken und Wünsche aus Deutschland, wo ich an ähnlichen Projekten zur Reparatur von Land nach einer langen Geschichte des industriellen landwirtschaftlichen Gebrauchs beteiligt bin. Möge der heilige Wald wachsen und die symbiotischen Beziehungen zu den Bodenmikroben gedeihen.

Grüsse, Ella von der Haide